Akademie der Gebrannten (Die Phoenicrus-Trilogie 2) by Mirjam H. Hüberli

Akademie der Gebrannten (Die Phoenicrus-Trilogie 2) by Mirjam H. Hüberli

Autor:Mirjam H. Hüberli
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-09-02T16:00:00+00:00


Kapitel 11

Treffpunkt: Kaugummi-Todesfall

Als Yosi den Speisesaal verlässt, fühlt sie sich zittrig und durcheinander, weil sich das Flattern ihres Herzen dem Zweikampf mit dem unguten Gefühl in ihrem Magen stellt. Ja, ihr Magen droht sich nach Links zu drehen. Umso wichtiger, dass sie das Treffen hinter sich bringt.

Herrgott, Yosi, reiß dich zusammen!

Mit diesem Gedanken geht sie möglichst ruhig und normal den Korridor hinunter. Sie schaut sich nicht um, grüßt keinen, und je näher sie der Bibliothek kommt, desto schneller werden ihre Schritte. Sie läuft dem unbestimmten Gefühl entgegen, dass etwas mit ihr und ihrer Familie außerhalb dieser Mauern nicht stimmt. Auch deshalb versucht sie, die wirbelnden Gedanken an Milo zu verbannen. Es gelingt ihr halbwegs, nur das Rumoren in ihrem Magen begleitet sie beharrlich und lässt sich nicht so einfach wegfegen wie eine dünne Schicht Staub.

Vor der Tür bleibt sie kurz stehen.

Augen zu und durch!

Was immer sie auch erfahren wird, ihre Freunde werden ihr beistehen. Mit einem tiefen Atemzug drückt sie die Tür zur Bibliothek auf und atmet den Geruch der alten Bücher und dem frisch geölten und prächtigen Parkett ein.

Ein matter Schein liegt über dem Raum und eine bedächtige Stille, wie man sie nur in einer Bibliothek antreffen kann.

Yosi entdeckt Milo erst auf den zweiten Blick. Mit dem Rücken zu ihr, die Hände in den Hosentaschen vergraben, lehnt er an einem Bücherregal neben dem Fenster. Sein Blick gleitet hinaus und verliert sich in der Ferne, aber als nun die Tür ins Schloss fällt, wirbelt er herum.

Ist es Zufall, dass sonst keiner hier ist, nicht einmal Guillon - oder hat Milo das veranlasst?

»Hi«, sagt Yosi leise und spürt, wie ihr Gesicht errötet, weil in dieser Sekunde die Erinnerung an ihren Ohnmachtsanfall zurückkommt.

»Hi, Yosi. Wie ich sehe, hast du meine Nachricht gefunden.«

Nun stielt sich ein Lächeln in ihr Gesicht. »Wie ich sehe, war die Nachricht des geheimnisvollen Unbekannten von dir.«

»Reine Vorsichtsmaßnahme.« Er schmunzelt erneut, aber dieses Mal wirkt er verlegen. Er kratzt sich erst am Kinn, dann verzieht er den Mund, als er fortfährt: »I-ist bei dir wieder alles okay?«

»Ja, alles wieder okay«, drückt sie sich um die Wahrheit. Wieso ist sie denn plötzlich so heiser? Befangen räuspert sie sich einige Male.

Er macht einen großen Schritt vom Fenster weg und auf sie zu. »So siehst du ehrlich gesagt nicht aus.«

Ihr kommt der schleichende Verdacht, dass er im Speisesaal zumindest einen Teil ihres lustlosen im-Müsli-Herumgestocher und den patzigen Antworten Aaron gegenüber mitbekommen hat. Dieser Morgen steht den vergangenen Stunden in Nichts nach. Echt prima! Vorausgesetzt, dass man nicht ohne die tägliche Dosis Blamage leben möchte.

Während Milo nur wenige Schritte vor ihr steht und unverschämt gut aussieht, schielt Yosi zu ihm auf. Ach egal, es spielt doch keine Rolle, jetzt kann sie die rasante Fahrt des Abwärtsgangs genauso gut mit Vollgas vorantreiben und sich endlich alles von der Seele reden.

»Milo, ich weiß, dass ein Verräter aus unseren Reihen dem Tutamina hilft, uns zu finden. Und ich habe auch gehört, was Ductus über so eine Herzenssache gesagt hat …«

Sein Lächeln verblasst, wenn auch nur ein bisschen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.